WorldViews. Die Welt im Schulbuch
Seit Februar 2015 entwickeln die Abteilungen Europa und DIFI im Projekt WorldViews gemeinsam eine Forschungsinfrastruktur, um die Datenhaltung digitaler Projekte am Georg-Eckert-Institut zu integrieren. Dadurch werden Interoperabilität sowie Nachnutzbarkeit deutlich verbessert und Forschungsergebnisse lassen sich einfacher mit Werkzeugen und Methoden der Digital Humanities auswerten.
Die multilinguale Quellenedition EurViews nimmt für das Projekt WorldViews eine wichtige Funktion ein. Zum einen hat sie vorbildhaften Charakter für das zirkulierende Ineinandergreifen von Infrastruktur und Forschung, indem sie die Erschließung von Quellen mit eigenen Forschungen verbindet. Das in EurViews erprobte und bewährte Modell für die Quellenerschließung und -bearbeitung wird in Kooperation mit WorldViews durch ein neu entwickeltes, teilautomatisiertes workflow-Programm professionalisiert. Zum anderen basiert die Schwerpunktsetzung der thematisch breiter ansetzenden Edition WorldViews zum Teil auf den in EurViews herausgearbeiteten Inhalten. WorldViews untersucht beispielsweise Schulbuchnarrationen zu nationen- und länderübergreifenden Konstrukten wie Europa oder auch zu „Zukunftsvisionen und Gesellschaftsentwürfe“. Ablesbar wird, wie Länder und Regionen sich in ihren Schulbüchern einerseits selbst in der Welt verorten und wie sie andererseits die Welt wahrnehmen. Dabei wird zugleich untersucht, ob und wann Europa von anderen Ländern als Referenzrahmen angesehen wird (abgebildet in EurViews) beziehungsweise welche alternativen supranationalen Ausrichtungen außereuropäische Länder vorziehen (abgebildet in WorldViews).
Die WorldViews-Quellen zeigen die Fluidität von Regions- und Raumzuschreibungen. Sie verdeutlichen, wie Wissensbestände und Sinnbezüge weltweit divergieren und sich im Laufe der Zeit im Hinblick auf die Maßstabsebenen Nation, Region, Europa und die Welt verändern. Die Edition reflektiert sowohl die gesellschaftliche Produktion, Ordnung und Zirkulation von Wissen als auch dessen transregionale Übersetzbarkeit, Verflechtung und Medialität in historischen Prozessen.
Über die inhaltliche Dimension hinaus kommt WorldViews eine fundamentale Bedeutung in der infrastrukturellen Weiterentwicklung des Instituts zu: Verschiedene Forschungsinfrastruktur- und Transferangebote des GEI werden standardisiert und integriert. WorldViews zielt auf Substanz und nachhaltige Datennutzung von GEI-Projekten – auch über deren Laufzeit hinaus. Unter Einbeziehung vorhandener Strukturen, wie sie in den großen geisteswissenschaftlichen Digital Humanities-Projekten entwickelt worden sind, werden Wege gesucht, um technologische Insellösungen zu überwinden und Interoperabilität zu sichern. Hier spielen semantische Verfahren eine ebenso wichtige Rolle wie Lösungen zur Langzeitverfügbarkeit und Konvertierung von Metadaten. Die Verwendung standardisierter Daten ermöglicht perspektivisch eine Nutzung der Daten im Semantic Web.
Laufzeit
> 2015-2017
Förderung
> BMBF